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04.02.2009, 13:07 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Was die Spinnerei angeht...ich würde nicht so weit gehen, dass auf alle Religionsführer anzuwenden. Obgleich Religion ganz allgemein eine gewisse Leichtgläubigkeit erfordert, muss sich diese nicht auf alle Lebensbereiche erstrecken, und man muss nicht dumm sein, um leichtgläubig zu sein. Auch ist Religion keine Voraussetzung für Leichtgläubigkeit - ich habe Atheisten (im Sinne von nicht-an-Götter-glaubend) getroffen, die an Auren und vergleichbaren esoterischen Unsinn oder Verschwörungstheorien wie die gefälschte Mondlandung geglaubt haben.
Speziell dem Papst, jetzt ganz generell auf das Amt bezogen, passt der Schuh allerdings, weniger im Sinne von Verrücktheit als mehr im Sinne von Seemannsgarn - mit welcher Schamlosigkeit die Geschichte da on-the-fly erfunden wird, ist schon atemberaubend. Wenn nach dem Ableben im Vatikan beliebter Personen nach Wundertaten gesucht wird, die ihnen posthum zugesprochen werden können (Erscheinen auf Toastbrot, die Größenordnung), um sie heilig sprechen zu können...man mag davon halten was man will, aber ich halte das für Spinnerei im Wortsinn.
Ansonsten..."karrierebewusst"...heh. Schöner Euphemismus. Ein Sarkasmuspunkt an ao.
Die Frage, ob eine zentralistische Organisationsstruktur in einer Religionsgemeinschaft Sinn macht...jetzt unabhängig von der Frage der Sinnhaftigkeit einer Religionsgemeinschaft überhaupt, die zumindest zu erwähnen ich mir nicht verkneifen kann, das hängt davon ab, welchen Anspruch die Gemeinschaft erhebt. Besteht ein absoluter Wahrheitsanspruch, wie es in der katholischen Kirche (wie auch in vielen anderen Religionsgemeinschaften) traditionell ja der Fall ist, ist wohl zumindest der Anschein einer Quelle dieser Wahrheit von Nutzen. Für wen, das ist im Einzelfall eine andere Frage.
Jetzt gründen zum Beispiel die Protestanten diesen Anspruch auf die Bibel, aber wenn man nicht gerade sehr radikal sein will (vgl. "religious right" in Amerika), ist ein Buch, das in der Bronze- bis Eisenzeit von Leuten dieser Zeit für Leute dieser Zeit verfasst wurde, auf Dauer schwer als eine solche Quelle zu verteidigen - sprechende Esel und Wasser-zu-Wein-Wunder sind heutzutage nicht mehr sonderlich glaubwürdig, und die Archäologie spricht eine deutliche Sprache, was die historische Wahrhaftigkeit der...weniger fiktiv anmutenden Passagen angeht. Gleiches gilt natürlich auch für andere "heilige" Schriften. Eine etwas flexiblere "Quelle der Wahrheit" kann politisch je nach Umfeld also schon praktisch sein.
Wird dieser Anspruch dagegen nicht erhoben und die Religion quasi als eine Art mentaler Selbsthilfegruppe betrieben (wenn ich das mal so salopp ausdrücken darf), dann ist eine solche Instanz nicht vonnöten, nur stellt sich dann auch die Frage, wozu man die Religion eigentlich braucht. Eine Gemeinschaft lässt sich wunderbar auch säkular gründen. -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra Dieser Post wurde am 04.02.2009 um 13:09 Uhr von 0xdeadbeef editiert. |