039
03.12.2007, 22:40 Uhr
Hans
Library Walker (Operator)
|
Hi,
Zitat von 0xdeadbeef: |
Shakespeare widerspricht Sellar da nicht unbedingt. (Also, ich müsste nachkucken, wie er das da genau gemeint hat, aber die Aussagen sind nicht unvereinbar) Es gibt mehr, als die "Schulweisheit" bisher weiß, aber das bedeutet nicht, dass diese Dinge außerhalb der Naturwissenschaften liegen.
|
Das hast Du ja mal wieder hervoragend ausgedrückt! So wie das hier formuliert ist könnte ich glatt zustimmen.
Zitat von 0xdeadbeef: |
Die Prämisse, die da infrage gestellt wird, ist die Existenz des Übernatürlichen.
|
Ach so...
Zitat von 0xdeadbeef: |
Jede ausreichend fortgeschrittene Technologie erscheint wie Magie, das bedeutet aber nicht, dass sie es ist - und Technologie ist nicht einmal notwendig, mehr dazu gleich. Jedenfalls, wenn man das infrage stellt, erschöpfen sich die Weisheiten der Theologie ungefähr so schnell wie die der Astrologie oder der Alchemie.
|
... wenn man sein Weltbild auf Naturalismus bzw. Physikalismus beschränkt, trifft das zu. Aber da ist wahrscheinlich der Punkt erreicht, an dem sich die Geister scheiden: Wer die Existenz des Übernatürlichen nicht nur in Frage stellt, sondern auch rundweg ablehnt, weil es sich Naturwissenschaftlich nicht beweisen lässt, schränkt meiner Meinung nach sein Weltbild ein. Aber unter den Naturwissenschaftlern sprechen ja gerade die Physiker gerne von Naturgesetzen. Wenn es sich aber wirklich um Gesetze handelt, muss die meiner Meinung nach auch irgendwer gemacht haben, denn ich halte es für seeehr unwahrscheinlich das die zufällig entstanden sind. Möglicherweise durch Trial 'n Error wie's Neudeutsch heisst, womit auch die Evolution wieder im Spiel ist. Aber den 100%igen Zufall, den halte ich für ausgeschlossen. Deshalb sehe ich es als Erweiterung des Weltbildes an, wenn man die Existenz des Übernatürlichen für möglich hält.
Zitat von 0xdeadbeef: |
Was die persönlichen Erfahrungen angeht...ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen - oder das überhaupt zu können, weil ich deine Erfahrungen ja nicht kenne
|
Die werde ich auch nicht in einem öffentlichen Forum verbreiten, weil sie persönlicher Art sind, und damit dem Datenschutz unterliegen. Oder, um es mal wieder auf das Thema des letzten Threads zu bringen: Das wäre ein Beispiel, mit dem man zeigen kann, das die Leute, die behaupten, dass sie nichts zu verbergen hätten, sehr wohl etwas zu verbergen haben.
Zitat von 0xdeadbeef: |
- und auf die Gefahr hin, euch mit dem Buch inzwischen zu langweilen
|
Och nö.
Zitat von 0xdeadbeef: |
- auch dazu hat er eine Anekdote. Einer seiner Kommilitonen ging in Schottland zelten, und wurde eines Nachts - so sagte er - von einer so diabolischen Stimme geweckt, dass kein Zweifel daran bestehen konnte, dass es sich um den Teufel persönlich handelte. Diese Erfahrung vergaß er nie, und ließ sich später zum Priester weihen. Dawkins, so schreibt er, war in seiner Jugendlichkeit sehr davon beeindruckt, und erzählte die Geschichte später einigen ortsansässigen Zoologen - woraufhin zwei Ornithologen unter ihnen laut auflachten und im Chor "Manx Shearwater!" riefen (Manx Shearwater ist die englische Bezeichnung für den Schwarzschnabel-Sturmtaucher). Es handelt sich dabei um einen Vogel, dessen teuflisches Gekreische ihm in vielen Teilen der Welt den Spitznamen "Teufelsvogel" eingebracht haben.
|
Ja, solche Beispiele lassen sich natürlich viele finden, wenn sie sucht.
Zitat von 0xdeadbeef: |
Also...mit Wittgenstein, als er von einem Freund auf die Frage, warum es denn natürlich für den Menschen sei, anzunehmen, dass die Sonne sich um die Erde drehte, die Antwort bekam, weil es halt so aussehe - wie hätte es denn aussehen müssen, um so auszusehen, als drehe sich die Erde? Will sagen - dass religiöse Menschen eine Erfahrung einem göttlichen Eingriff zuschreiben, zeigt eigentlich herzlich wenig.
|
Das kommt immer auf das Erlebniss an. Wie verhält es sich denn zum Beispiel mit den sogenannten Nahtod-erfahrungen? Da sind die Neurologen auch noch am Rätseln, wie es möglich ist, das eine Frau die eigentlich schon klinisch Tod ist, plötzlich wieder wach wird, und dem Hirnchirugen später erzählt, was er genau in der Zeit gemacht hat, als sie nach gängiger Schulmeinung Tod war, und eigentlich gar nichts davon wissen können sollte...
Und was göttliche Eingriffe angeht, ist meine Meinung, das er sich damit seit der Sintflut zurück hält. Er gab uns die Fähigkeit zum Denken und die Freiheit selbst zu entscheiden was wir tun oder lassen. Also sind wir so gesehen tatsächlich unseres Glückes Schmiede. Der Haken ist der, das einige unserer Vorfahren und Zeitgenossen Systeme geschaffen haben, die ihnen persönlich sehr viele Vorteile bringen, die aber nur auf Kosten von vielen anderen Funktionieren, die die Nachteile tragen müssen. Und wir sind inzwischen an einem Punkt angelangt, wo diese Systeme offen gelegt werden müssen, um sie nach und nach abzuschaffen, und durch andere zu ersetzen, in denen (um im Bild zu bleiben) dann auch jeder den Hammer, Amboss usw. findet, um sich sein/ihr Glück auch schmieden zu können.
Zitat von 0xdeadbeef: |
Ich weiß jetzt nicht, wie das bei dir gelaufen ist, also bezieh das bitte nicht auf dich, aber für mein Verständnis ist, wenn man einer solchen Erfahrung über den Weg läuft, die Frage "Was ist das bloß?" angebrachter als "Oh mein Gott!"
|
Wie gesagt, das kommt immer auf die Erfahrung an. Möglicherweise auch auf die Einstellung, aber am prägensten sind die Erfahrungen. Allerdings ist die Frage "Was ist das bloß?" durchaus berechtigt, und soll auch gestellt werden. Die Antwort mag einem beim Einordnen der Erfahrung sogar nützlich sein...
Zitat von 0xdeadbeef: |
Nachtrag:
Im Übrigen ist das selbe natürlich auch auf die Wissenschaften anwendbar; und sollte auch da angewandt werden. Die Alchemie ist ein gutes Beispiel dafür, ein anderes wäre die Humoralpathologie. An der Psychoanalyse lässt sich der Prozess in näherer Vergangenheit gut verfolgen.
|
Du meinst jetzt, das man bestimmte Prämissen immer wieder mal in Frage stellt, oder? Wenn ja, dann geb ich Dir recht. Man soll ja auch über die Regeln, die von der Religion (egal von welcher) kommen nachdenken, und sie danach bewerten, ob sie dem Leben zuträglich sind, oder nicht. Und wenn die Beobachtung bzw. Erfahrung zeigt, das die Regeln nützlich sind, soll man sie beibehalten. Wenn sich allerdings zeigt, das sie mehr Schaden als Nutzen anrichten, dann soll man sie wieder abschaffen und mit dem Vermerk versehen, das sie nichts taugen.
Hans -- Man muss nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht. Zum Beispiel hier: Nachdenkseiten oder Infoportal Globalisierung. |