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Autor Thread - Seiten: > 1 <
000
22.05.2011, 22:23 Uhr
0xdeadbeef
Gott
(Operator)


Moin Jungs,

Nachdem das Ende der Welt weitgehend unbemerkt vonstatten gegangen ist, konnten die Bürger von Bremen heute unbeschwert wählen gehen. Gut, mag man denken, jetzt ist Bremen nicht das gewichtigste Land im Bundesrat, aber eine interessante Entwicklung hat sich doch vollzogen: Die Grünen sind erstmals Teil einer großen Koalition.

Ich habe den Begriff des "Superwahljahres" ja belächelt, aber einige Dinge, die man noch vor zwei Jahren für undenkbar gehalten hätte, sind heute politische Realität: Die Ära der Volksparteien ist wohl endgültig vorbei, die Ministerpräsidentenposten werden nicht unter nur zwei Parteien verteilt, und die eindimensionale Skala der Parteienbewertung (links <-> rechts) ist völlig unbrauchbar geworden. Alle Probleme sind nicht gelöst, aber ich denke, diese strukturellen Veränderungen in der deutschen Parteienlandschaft können der Demokratie nur zugute kommen.

Wie seht ihr das?
--
Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit.
-- Edsger Wybe Dijkstra
 
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001
24.05.2011, 09:51 Uhr
ao

(Operator)


Ich denke, so viel hat sich gar nicht geändert. Das einzige, was passiert ist: Schwarzgelb ist böse abgestürzt. Merkel hat die CDU zu ihrem persönlichen Machterhaltungsverein umgebaut, und die FDP-Führung hat liberal mit überheblich verwechselt (zumindest die alte, die neue ist noch zu frisch im Amt). Beides kommt öffentlich nicht gut an, und dafür kriegen sie jetzt die Quittungen.

Außerdem ist in Japan ein Atomkraftwerk in die Luft geflogen, und das (und ihr Umgang damit) versalzt ihnen noch zusätzlich die Suppe. Und die Grünen profitieren.

Wenn sich daraus andere Mehrheiten ergeben als früher, liegt das meiner Meinung nach nur an der aktuellen Situation. Wenn sich der Atom-Aufruhr ein bisschen gelegt hat und die Grünen in BaWü und anderswo bewiesen haben, dass sie auch nur mit Wasser kochen, dann muss man nur noch zur rechten Zeit einen altlastenfreien Spitzenkandidaten aufbauen (oder -kandidatin), und dann kann es mit etwas Glück wie gehabt weitergehen. Die FDP hat die Weichen dafür schon gestellt, die CDU hats noch vor sich.

Die Wahlbeteiligung deutet jedenfalls nicht darauf hin, dass die Bevölkerung ein neues politisches Bewusstsein entwickelt.

Dieser Post wurde am 24.05.2011 um 09:52 Uhr von ao editiert.
 
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002
24.05.2011, 12:27 Uhr
Guybrush Threepwood
Gefürchteter Pirat
(Operator)



Zitat von 0xdeadbeef:
Alle Probleme sind nicht gelöst, aber ich denke, diese strukturellen Veränderungen in der deutschen Parteienlandschaft können der Demokratie nur zugute kommen.


Im Prinzip ja.

Allerdings ist der Grund dafür meiner Meinung nach das selbe was eigentlich jedes paar passiert. Aus irgendeinem Grund findet man Partei A jetzt blöd, also wählt man dieses Jahr halt mal Partei B. Was sich jetzt geändert hat ist das man jetzt wo man Partei B blöd findet nicht mehr A oder C stattdessen wählt sondern Partei D.
Das eine Problem dabei ist das sich meiner Meinung nach so gut wie niemand (ich leider auch nicht) wirklich mit den Zielen einer Partei auseinander setzt sondern quasi nach Lust und Laune oder Tradition wählt bzw. maximal nach dem wo im Wahljahr groß Werbung mit gemacht wird.
Das andere ist das Parteien das fördern indem sie nicht zu ihren Zielen stehen sondern ihr Fähnchen immer in den Wind hängen um möglichst viele Stimmen (welche recht unbedacht vergeben werden) zu erhalten anstatt den Weg zu gehen den sie für Richtig halten auch wenn er unpopulär ist.

Dadurch kann meiner Meinung nach langfristig gesehen nie etwas vernünftiges und stabiles zu Stande kommen. Das ist aber glaube ich das Grundproblem der Demokratie, es gibt ja den schönen Spruch "Die Demokratie ist keine gute Regierungsform aber die Beste die wir haben"...
 
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003
24.05.2011, 14:29 Uhr
0xdeadbeef
Gott
(Operator)


Die neue FDP-Führung sitzt schon eine ganze Weile in hohen FDP-Ämtern. Es ist ja nicht so, dass da völlig neue Gesichter aus dem Keller geholt wurden - die Clique Westerwelle macht da munter weiter, nur halt ohne Westerwelle. Nicht mal den Brüderle und die Homburger sind sie losgeworden.

Dass die Grünen von Fukushima politisch profitieren, steht außer Frage, aber zum Zeitpunkt der Bremer Bürgerschaftswahlen war das schon eine Weile wieder aus den Nachrichten. Es ist zwar richtig, dass miserable Regierungsarbeit die Regierungsparteien unpopulär macht, aber dass davon ausschließlich die Grünen profitieren, ist doch etwas ungewöhnlich. Der ARD zufolge gibt es eine Menge Wechselwähler, die von der CDU zu den Grünen wechseln, und wenn das keine Neuerung ist, dann hat es politische Lagerbildung nie gegeben (haha).

Ich denke, was sich langfristig ändert ist, dass Wähler sehr viel weniger an eine Partei gebunden sind. Eben das, was Guybrush anspricht - man wählt einmal hier, und wenn sie Scheiße bauen, das nächste mal da. Das ist ja auch gut so. Ich halte es immer für schlecht, wenn sich Parteien bestimmter Sachen sicher sein können - etwa, wenn der baden-württembergische Parteivorsitzende sich des Ministerpräsidentenpostens sicher wähnen konnte. Ihr könnt euch sicher sein, dass in den baden-württembergischen Behörden der Filz wuchert, nachdem 59 Jahre lang (!) immer die gleiche Partei im Chefsessel saß. Wenn jemand, der mit seinem Parteibuch Karriere machen will, fürchten muss, dass es häufiger mal das falsche Parteibuch sein könnte, ist das für mein Verständnis eine sinnvolle Neuerung. Besser wäre es natürlich, wenn das Parteibuch nicht zählte, aber meine zynische Seite hält das für eine alberne Vorstellung.

Dass sich so gut wie niemand mit den Zielen der Parteien auseinandersetzt, ist so, denke ich, nicht ganz richtig. Sicher werden sich wenige vor der Wahl in die Details der Wahlprogramme einarbeiten, aber Angebote wie der Wahl-O-Mat der BPB werden durchaus wahrgenommen, und in den Nachrichten werden solche Dinge ja durchaus auch erwähnt.

"Sein Fähnchen in den Wind hängen" ist eine Phrase, die mir nie wirklich gefallen hat, gerade in Bezug auf politische Parteien. In einer Demokratie ist es ein Stück weit die Aufgabe der Parteien, den Willen des Volkes zu erkennen und umzusetzen, also muss das nicht unbedingt etwas schlechtes sein. Natürlich kommt es vor, dass der Wille des Volkes nicht umsetzbar ist (wer will beispielsweise schon Steuern zahlen), also geht das nicht immer, aber ich halte es prinzipiell für eine gute Sache, wenn eine Partei es versucht und ihren Kurs danach ausrichtet. Was ich nicht abkann, ist, wenn jemand vor der Wahl etwas anderes verspricht, als er nachher tut (zumindest, wenn es nach der Wahl keine guten, neuen Gründe gibt) oder leere Phrasen drischt, um sich bei mir einzuschleimen.

Die Wahlbeteiligung ist in einigen Bundesländern allerdings in der Tat problematisch.
--
Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit.
-- Edsger Wybe Dijkstra
 
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