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24.01.2008, 02:51 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Das hängt stark davon ab, wen man als normalen Anwender betrachtet. Wenn mit einem normalen Anwender der Durchschnitts-Windows-DAU gemeint ist, der sich mit IE durchs Netz klickt und eigentlich nur ein paar Briefe schreiben und ein paar Spiele spielen will, dann ist das wohl so. Das gleiche gilt dann allerdings wohl auch für su, ssh, tor, telnet, rsync, wget, telnet, ftp, chmod, chown, ls und so weiter. (Bzw. ihre Windows-Äquivelente, sofern vorhanden)
Ich halte die Argumentation des Gerichtes hier ganz ehrlich für albern; in ähnlicher Weise könnte man argumentieren, ein Automechaniker dürfe dein Auto nicht auf Fabrikationsfehler überprüfen, weil ein Ottonormalverbraucher sich nicht mit Motoren auskenne. Hacken ist die Benutzung von host -l sicher nicht. Bevor ihr jetzt den Vergleich als unpassend anprangert, ich beziehe mich auf die Argumentation, host -l sei dem "normalen Benutzer" nicht bekannt; man kann sich darüber streiten, ob das Abrufen der Daten selbst legitim war - in ähnlicher Weise ist es nicht legal, in die Wohnung eines anderen Menschen einzubrechen, wenn der die Tür offen gelassen hat, und genauso ist die Veröffentlichung der inneren Netzwerkstruktur eines Unternehmens nicht legal, wenn der Systemadministrator so dämlich war, sie auf einen öffentlichen DNS-Server zu stellen. Technisch mag sie schon "öffentlich" gewesen sein, aber juristisch ist das eine ganz andere Frage - nur, dass es möglich ist, etwas abzurufen, heißt da noch lange nicht, dass man es auch darf. (Wenn Frauen Röcke tragen, ist es möglich, ihre Unterhose - sofern sie eine tragen - von unten zu fotografieren, legal ist es deshalb noch lange nicht, auch nicht in der Öffentlichkeit)
Es ist wichtig zu sehen, dass es sich hier um einen zivilrechtlichen, nicht um einen strafrechtlichen Fall handelt. Das heißt, es geht um einen finanziellen Schaden, der Sierra Corporate Designs durch die Handlungen David Ritzs entstanden ist, nicht um die Benutzung von host -l als solches. Man muss Sierra Corporate Designs nicht mögen, aber das darf vor den Augen des Gesetzes keine Rolle spielen. Wenn sie spammen, kann man sie vor Gericht bringen - entsprechende Gesetze gibt es - aber Selbstjustiz ist nicht gerechtfertigt.
Die 60000 Dollar sind allerdings stark überhöht; wenn auch wohl (leider) nicht ungewöhnlich für amerikanische Verhältnisse.
Nachtrag: Ich gehe davon aus, dass das auch in Deutschland zumindest zivilrechtlich relevant wäre, mindestens unter bedingtem Vorsatz, einem anderen Schaden zuzufügen. Allerdings nicht als "Hacken," §202a StGB setzt eine besondere Sicherung der Daten voraus. -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra Dieser Post wurde am 24.01.2008 um 03:01 Uhr von 0xdeadbeef editiert. |