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Autor Thread - Seiten: > 1 <
000
19.12.2015, 01:10 Uhr
Yadgar



Hi(gh)!

Seit 20 Jahren (abgesehen von ein paar schüchternen BASIC-Versuchen in den 1980ern am Commodore 64) versuche ich, diverse Programmiersprachen zu lernen - und bin bis heute nicht über Anfänger-Kenntnisse hinausgekommen. Egal ob C++, PHP oder POV-Ray (das ist ein Raytracer auf Skriptbasis, also eine regelrechte Programmiersprache zur Erzeugung von 3D-Grafiken), sobald ich selbst Programmierprojekte verwirklichen (und nicht bloß einfache Beispiele aus Lehrbüchern abtippen) will, knalle ich nach kurzer Zeit brutal gegen die Grenzen meiner Fähigkeiten und weiß nicht mehr weiter... und dazu kommt, dass ich anscheinend völlig unfähig bin, aus meinen Fehlern zu lernen. Ich brauche ständig Hilfe von erfahreneren Programmierer, bekomme selbst fast gar nichts auf die Reihe...

Warum ist meine Lernkurve so elend flach? Liegt es daran, dass mein Tag leider nur 24 Stunden hat, von denen ich mindestens acht verschlafe und ich hier leider keinen Hotelservice habe, sondern mich Tag für Tag selbst um nervenzerschreddernden Alltagsscheiß wie spülenputzenaufräumeneinkaufenkochenkörperpflege kümmern muss und daher nur ab und zu überhaupt zum Programmieren komme?

Mir wäre ja so ein Leben hier am liebsten:

Downtown Tokio, frühes 21. Jahrhundert. Ich wohne und arbeite in einem 24/7-Internetcafé mit Kaiten-Sushi-Service... auf dem Bildschirm reiht sich eine C++-Klasse an die andere, links gleiten auf einem endlosen Fließband in Griffhöhe die Sushi-Portionen durch meine neoncool gestylte Wohn-Arbeits-Schlafkabine (die Bezahlung erfolgt teilweise in Naturalien - all you can eat!), werden von mir eilig wegschnabuliert und landen dann rechts auf dem Zubringerfließband für die leergefutterten Schälchen. Die Kabine ist sagenhaft gut schallisoliert, bis auf das leise Summen der Fließbänder ist nichts zu hören, was mich beim Programmieren stören könnte - es sei denn, ich stülpe mir den Kopfhörer über die Ohren und lasse mich mit Ryuchi Sakamoto und Yukihiro Takahashi (obercool!) beschallen. Mein ergonomisch perfekter aufblasbarer Computersessel verwandelt sich auf Knopfdruck in ein biokybernetisches Hyperschlafbett mit hirnstromgesteuerter Raumbeduftung - vier Stunden Schlaf darin wirken wie acht in einem normalen Bett, das Ganze ist mindestens so bequem wie die berühmten japanischen Hightech-Toiletten.

Wenn mal nichts zu tun ist, streune ich mit Elfboi und Jonathan Meese durch das nächtliche Tokio, wir geben uns die verschärfte Daddelkante in den unzähligen Videospielhallen, ziehen uns noch mehr Sushi rein, vergnügen uns in einem Schlamm-Onsen und unternehmen noch eine ganze Menge mehr Dinge, von denen ich bis jetzt kaum etwas weiß, da ich im Gegensatz zu den beiden erst seit drei Wochen in Japan bin...

(als "Yadugaru" im Assoziations-Blaster zum Stichwort "Otaku")

Wie habt ihr es geschafft, richtige Programmierer zu werden? Wieviel Stunden am Tag sitzt Ihr über eurem Code? Habt ihr noch irgendwelche anderen Hobbies außer der Programmiererei? Oder seid ihr mehrheitlich verheiratete Hetero-Macker, die den Alltagsschlamassel an die "bessere Hälfte" outsourcen? Leistet ihr euch Hauspersonal? Nehmt ihr Zeitkompressionsdrogen, so dass eure Stunden 120 Minuten und eure Tage 48 Stunden haben, ihr aber locker mit zwei Stunden Schlaf pro Nacht auskommt?

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
--
Flagmaker - ein Programmier-Blog

Dieser Post wurde am 19.12.2015 um 01:16 Uhr von Yadgar editiert.
 
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001
19.12.2015, 06:20 Uhr
Hans
Library Walker
(Operator)


Hi,

ich denke, ein Problem ist, dass man sich zuviel vornimmt und daran verzweifelt (oder sonstwas), wenn man es nicht so auf die Reihe bekommt, wie man es gern hätte. Insbesondere, wenn man es nicht so schnell hinkriegt.
Deshalb ist es aus meiner Perspektive am besten, wenn man bei einem schwerwiegenden Problem nicht weiter kommt, alles abzuspeichern und sich erst mal mit was anderem beschäftigen. Das kann ein Spaziergang sein oder eine andere Beschäftigung. Meine Erfahrung ist, dass es eine Beschäftigung sein sollte, bei der man nicht viel denken muss. Denn dann fängt das Hirn früher oder später an, das Problem mit allem möglichen zu kombinieren, und das sollte man immer zulassen, auch wenn es noch so absurd erscheint. Meisstens vergisst man den völlig abgedrehten Kram genauso schnell wieder, wie er einem in den Sinn kam. Aber irgendwann kristallisiert sich dabei auch eine mögliche Lösung heraus, oder man entdeckt die Stelle, an der es hakt, die man zuvor immer übersehen hatte.
Wenn das mit dem abschalten durch weniger geistreiche Tätigkeiten nicht realisiert werden kann, dann mit etwas völlig anderem beschäftigen, sofern es möglich ist.

Was mir auch oft hilft, zu einer Lösung zu finden, ist der Versuch, es einem imaginären Gegenüber zu erklären. Dabei kann man sich sooft wiederholen, wie man lustig ist, denn der Einzige, der evtl. mal was fragen könnte, ist man ja selbst. Und früher oder später stellt man sich Fragen und beantwortet sie sich auch - oder versucht es zumindest. Jedenfalls dann, wenn man beim beantworten der Fragen auf Widersprüche stösst, die aufgelöst werden wollen. Oftmals verbirgt sich dahinter eine Lösung.
Das schöne an dieser Methode ist, dass man das auch unter der Dusche/in der Badewanne, beim an-/ausziehen oder beim Geschier spülen machen kann. Beim einkaufen ist es etwas unpraktisch, wenn man dabei zu laute Selbstgespräche führt. Obwohl man diese heute auch sehr gut tarnen kann, indem man sich entsprechende Stecker in die Ohren packt und so tut, als würde man es jemandem am Telefon erklären...

Ebenfalls gut ist auch, wenn man den Computer mal aus schaltet und sich nur mit Papier und Bleistift mit einem Problem auseinander setzt. Wichtigste Zusatzwerkzeuge sind dann noch ein Radiergummi und ein Lineal oder Geodreieck und evtl. Buntstifte. Vielleicht auch mal ein Taschenrechner; - allerdings einer, der als separates Gerät ausgeführt ist, und kein Programm, das vom PC ausgeführt wird!

Soweit mal meine Ansichten dazu, die zwar keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben, mir aber schon nützten.

Hans
--
Man muss nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht. Zum Beispiel hier: Nachdenkseiten oder Infoportal Globalisierung.
 
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002
19.12.2015, 22:26 Uhr
Hans
Library Walker
(Operator)


Hi,

noch was zum bearbeiten eines Problems:
Manchmal hilft es mir auch, wenn ich einen Programmtext ausdrucke und später selber Computer spiele, indem ich versuche, das Programm selber auszuführen. Auch mit weiterem Papier und Bleistift. Der Rechner bleibt dafür erst mal aus! - Damit die Formatierung beim ausdrucken erhalten bleibt, importier ich das Programm meisst in eine Textverarbeitung wie OpenOffice, verpass dem ganzen noch eine Kopf- und eine Fusszeile, wo Dateinamen und Seitenzahlen drin stehen und falls nötig, passe Zeilen- und Seitenumbrüche so an, dass es so ähnlich aussieht, wie auf dem Bildschirm. Dazu reicht es oft schon, die Schrift einen Punkt kleiner zu wählen. Hab dafür auch 'ne extra Vorlage im Officeprogramm...

Hans
--
Man muss nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht. Zum Beispiel hier: Nachdenkseiten oder Infoportal Globalisierung.
 
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003
21.12.2015, 12:43 Uhr
ao

(Operator)


Hi Yadgar,

> knalle ich nach kurzer Zeit brutal gegen die Grenzen meiner Fähigkeiten ...

Ich denke, das ist ein entscheidender Punkt: Du nimmst dir immer wieder tolle und zum Teil richtig anspruchsvolle Projekte vor, aber du erweiterst deine Kenntnisse nicht. Als du neulich gepostet hast "Problem mit stringstream", habe ich zuerst gedacht, wow, Fortschritt, Yadgar hat die Streams entdeckt. Hattest du aber nicht wirklich, die eigentliche Konvertierung lief immer noch zeichenweise mit "Ascii-Code - 48" und einer Fallunterscheidung "größer oder kleiner 10" für die Stellenzahl, also auf tiefstmöglicher Ebene zu Fuß. Dabei ist genau das DIE Kernaufgabe für stringstream.

Und du machst dir zu wenig Gedanken ums Design. Du programmierst runter, was dir einfällt, und bedenkst die Konsequenzen und Zusammenhänge nicht. Deine Pixel-Klasse neulich hatte zwar intern drei Membervariablen für Rot, Grün und Blau (richtig so), aber nach draußen reichen tat sie ein Array von drei Characters, und ohne das "geheime Druidenwissen", was die drei bedeuten, konnte niemand die Klasse benutzen. So schaffst du Kreuz-und-Querverbindungen in deinen Programmen und machst es unmöglich, irgendwo was zu ändern, ohne das das an hundert anderen Stellen berücksichtigt werden muss.

Suchst du schon mal im Internet nach Codeschnipseln, die dir zeigen, wie andere Leute diese oder jene Aufgabe gelöst haben? Oder denkst du dir jedes Detail selber aus?

Worauf ich hier hinauswill, ist zweierlei:

1. Es ist keine Schande, zu sehen, wie andere es gemacht haben. Man kann viel dabei lernen, im Positiven ("hey, das ist cool so") wie im Negativen ("igitt, wie chaotisch ist das denn? Das muss aber auch besser gehen").

2. Falls du immer wieder feststellst, dass du mit solchen Schnipseln garnichts anfangen kannst, weil du den Aufbau nicht verstehst: Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass dir wichtige Grundlagen fehlen, dass du irgendwo den Anschluss verpasst hast. Damit meine ich zum Beispiel deine Erlebnisse mit push_back neulich. Wenn ALLE anderen erfolgreich STL-Container einsetzen, nur du verstehst das nicht, dann sollte deine Konsequenz nicht sein "ich mache es lieber weiter auf meine altertümliche Art", sondern "wenn offenbar alle das so machen, dann will ich jetzt auch verstehen, wie das geht".

Also: Du bist mit Sicherheit nicht zu blöd zum Programmieren. Du musst aber verstehen, dass zum Programmieren mehr gehört als nur Code hinzuschreiben.

Dieser Post wurde am 21.12.2015 um 12:46 Uhr von ao editiert.
 
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004
25.02.2016, 14:59 Uhr
toi



Erkenne mich in dem Eingangspost recht gut wieder! Habe mich das ebenfalls schon ein paar Mal gefragt, ob ich das jemals alles verstehen werde. An Kursen habe ich auch schon teilgenommen, aber das waren zumeist Anfängerkurse. Ich wollte einen eigenen Shop online aufbauen und habe da gemerkt, dass Programmierkenntnisse da schon unabdingbar sind. Ich habe auf http://XXXXXXXX.XXX etwas über den E-Commerce in Deutschland und dessen Bedeutsamkeit gelesen und denke, dass das schon ein wichtiger Bestandteil heutzutage geworden ist. Demnach werde ich mich weiter damit beschäftigen und fleißig lernen...

edit by ao: Jedenfalls sind wir nicht zu dumm, um es zu bemerken, wenn uns jemand Werbung unterjubelt. Ich habe mir erlaubt, die Adresse zu löschen.

Dieser Post wurde am 26.02.2016 um 11:20 Uhr von ao editiert.
 
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005
30.03.2016, 15:29 Uhr
~Psynterniert
Gast


Hallo Yadgar,

wie wärs mit Büchern. Das Internet allein liefert dir nicht immer die richtigen Artikel. Manche sogar, sind wahrhaft falsch. Ich empfehle die Bücher von Scott Meyers oder Struppis Bücher. Bücher, in denen im Titel "Von A bis Z" enthalten ist, würde ich wegschmeissen. Hierzu mehr...

Ansonsten, helfen dir solche Posts wie diese auch nicht weiter. Wichtig ist, dass du Spass an der Sache hast und die Motivation nicht ständig verlierst. Du musst vor den Augen halten, dass C++ trotzallem kein Spielplatz ist, sondern ein ganzes Land mit zig Spielplätzen.

Besorg dir also ein vernünftiges Buch, das dich strukturiert durch die Programmierwelt bringt. Ansonsten hast du ja noch andere Anlaufstellen, wie das Internet selbst, solche Foren wie diese oder gar im IRC.

Mit freundlichen Grüssen,
Psynterniert
 
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006
19.05.2016, 16:20 Uhr
derfuchs



Also ich fürchte, dass ich noch viel weiter am Anfang stehe als du. Du scheinst ja schon einiges an Wissen zu besitzen

Learning by doing ist die Devise denke ich, man muss sich eben einfach reinfuchsen! Jedenfalls kenne ich das Gefühl, dass der Gedanke des Aufgebens sich immer wieder in den Vordergrund drängt. Diesen darf man nur einfach nicht zulassen - dann geht am Ende schon alles gut
 
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