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06.11.2008, 00:39 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Die Notenpressen anzuschmeißen, wäre außerordentlich dämlich - wer versucht, seine Schulden durch Entwertung der Währung loszuwerden, muss erstens mit massiver Inflation rechnen (insbesondere bei einer Summe vom 10 Billionen Dollar!) und verspielt zweitens das Vertrauen potentieller Geldgeber, so geschehen zum Beispiel 2001 in Argentinien. Nun ist Argentinien durch (zumindest vorübergehend) großes Glück noch relativ glimpflich davongekommen; nachdem sich die sozialistische Regierung Venezuelas vom IWF praktisch abkoppelte und im Grunde eine Zentralbank für Südamerika aufmachte, die Argentinien mit (wenn auch teurem) Geld versorgte, hat sich die Lage dort wenigstens einigermaßen stabilisiert - allerdings um den Preis der Abhängigkeit von Venezuela, was die ganze Schose angesichts der außenpolitischen Eskapaden Hugo Chávez zu einem zweifelhaften Segen macht. Und jetzt, wo Venezuela aufgrund des gesunkenen Ölpreises selbst in finanzielle Schwierigkeiten kommt...
Sollten die USA ihre Währung entwerten, wären die Folgen global unabsehbar, aber die USA könnten sich davon so schnell nicht erholen - und der Status als Weltmacht wäre auf absehbare Zeit dahin. Um ein solches Szenario mal zu skizzieren:
Währungen würden vom Dollar abgekoppelt, so schnell könnte man seine Devisen gar nicht verkaufen, und Ölproduzenten sähen sich nach einer anderen Leitwährung um - im Zweifel wäre das der Euro, jedenfalls bis Europa zusammenbricht. Jeder, der amerikanische Staatsanleihen (oder irgend etwas anderes, was in Dollar gerechnet wird) gezeichnet hat, verlöre über Nacht so ziemlich sein gesamtes Kapital, was insbesondere China und Japan einen bösen Schlag versetzte, Europa verlöre seinen wichtigsten Absatzmarkt. Mehr Staaten gingen bankrott, als der IWF retten kann, von Unternehmen ganz zu schweigen, womit sich die Kette in ähnlicher Weise fortsetzte. Die Folge wäre ein sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit, während gleichzeitig die bankrotten Staaten kein soziales Sicherheitsnetz mehr finanzieren könnten. Der globale Finanzmarkt käme vollends zum Erliegen, weil sich niemand mehr sicher sein könnte, dass er sein Geld jemals wiedersähe, was eine Erholung ausgesprochen schwierig machte, der globale Handel käme zum Erliegen, weil sich niemand mehr etwas leisten könnte. Geld würde im Grunde wertlos, weil niemand wüsste, wieviel es morgen noch wert ist...mit anderen Worten, es liegt in niemandes Interesse. Die Krise von 1929 wäre im Vergleich eine kleine Wachstumsdelle.
In geringem Maße ließe sich auf die Art vielleicht Geld beschaffen - die Abhängigkeit der Welt von Amerika räumt ihm da größere Freiheiten ein als anderen Ländern - aber man muss sich schon fragen, wie viel der Rest der Welt in der derzeitigen Lage absorbieren kann. (und will!) -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra |