032
30.11.2007, 00:31 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Wir reden da ja hauptsächlich von zwei Dingen:
Erstens aktive Schnüffler, wie zum Beispiel Werbeseiten oder google, die über Javascript und Cookies gezielt Daten über dich sammeln. Mir hilft dagegen meine Latte an paranoiden Firefox-Erweiterungen (noscript, cookiesafe, refcontrol, user agent switcher, quick locale switcher). Alles fängt man damit nicht ab, aber zumindest den größten Teil. Ansonsten helfen da nur die ganz schweren Geschütze (tor in Verbindung mit foxyproxy finde ich recht komfortabel).
Zweitens reden wir von eigentlich wohlwollenden Parteien, die gegen Übergriffe bösartiger Dritter nicht ausreichend geschützt sind - faule oder unfähige Administratoren, die ihre Systeme nicht richtig absichern, zum Beispiel. Das ist insofern deutlich kritischer, als dass hier potentiell deutlich sensitivere Daten im Spiel sind. Nicht nur erfährt jemand so das "wann" und "wo", sondern auch das "wer" und "wie erreiche ich." Erst vor kurzer Zeit hatten wir hier im Forum einen Fall, wo die Sensitivität zum Beispiel einer e-mail-Adresse deutlich zu Tage trat - es dauerte keine fünf Minuten, die komplette Adresse und eine Telefonnummer zu ergoogeln. Die Lösung hier ist sowohl einfach als auch erstaunlich schwierig; prinzipiell sollte man es sich zur Angewohnheit machen, im Internet keine persönlichen Daten preiszugeben, und u.U. auch aktiv Fehlinformationen zu verbreiten. Registriert nicht.dein.name@irgendeinwebmailer.com und registrier dich damit. Trag als Wohnort Omicron Persei VIII, oder auch die Bahamas ein. Rede nicht über persönliche Dinge, sofern sie nicht allgemein genug sind, um einer Identifizerung ggf. nicht zu helfen. Und auch umgekehrt im echten Leben, erzähl nicht jedem, welche Accounts du benutzt. Das ist wahrscheinlich noch deutlich signifikanter, weil Leute, die du im echten Leben triffst, eher an dir interessiert sind. Wenn du's ganz ernst nimmst, kannst du auch hier aktiv Fehlinformationen über dich verbreiten. Etwas kreativ mit den Zahlen sein, vielleicht etwas, das dir vor zwei Jahren passiert ist, so erzählen, als sei es gestern gewesen - in der Art halt.
Kritisch wird das mit Ding Nummer 3, wo das zurückhalten von Informationen schlicht nicht möglich ist. eBay, amazon, generell geschäftliche Dinge. Man sollte meinen, dass zumindest solche Firmen Datenschutz ernst nähmen, aber gerade bei denen, die ihren Hauptsitz in Amerika haben, zeigt ein kurzer Blick in die AGB ein ganz anderes Bild. ICQ behauptet, all deine Gespräche gehörten ihnen. eBay nimmt sich das Recht raus, deine Daten an Dritte auf der ganzen Welt weiterzuleiten. Deswegen benutze ich auch beide nicht . Es ist zwar zweifelhaft, ob diese Bedingungen vor einem deutschen Gericht standhielten, aber dann sind deine Daten bereits wer-weiß-wo, und zwar nicht nur wer du bist, sondern auch was du gekauft und was du dir angekuckt hast, oder im Fall von ICQ, was du genau gesagt hast. Im Grunde bleibt da nur die Möglichkeit, das nicht zu benutzen. Wenn ich etwas von eBay haben will, lasse ich das halt über Freunde und Verwandte laufen, an icq habe ich eigentlich wenig Interesse (nebenbei, ich hab in dem Bereich von einem toolkit gehört, das da privatsphärentechnisch weiterhelfen soll - OTR war die Abkürzung, für "off the record" - mal googeln), und ein großes Bedürfnis mich im heise-Forum zu verwirklichen oder Kommentare bei reddit oder digg abzugeben, habe ich eigentlich auch nicht - wenn diese Dinge für dich wichtig sind, tja...das ist dann problematisch.
Ganz sicher zu sein ist wohl schlicht nicht möglich - es sei denn, du ziehst dich in eine Höhle zurück. Das mit den Fehlinformationen wird nach einer Weile äußerst ermüdend, also halte ich für meinen Teil inzwischen echtes und virtuelles Leben so weit wie möglich auseinander, und halte mich aus Dingen, die mir nicht koscher sind, halt einfach raus. Wenn mich jemand nach Informationen fragt, die ihn nichts angehen, oder meine Erlaubnis will, sie irgendwem zu geben, klick ich halt auf "Abbrechen." -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra |