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12.08.2004, 07:01 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Also gut, du hast es nicht anders gewollt. Hier ist mein Senf:
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1.Die Menschen existieren getrennt voneinander.
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Das ist kein Irrtum, sondern viel mehr ein Fakt. Ich will gar nicht abstreiten, dass das zu Krisen, Konflikten und Kriegen führt, aber das macht es nicht zu einem Irrtum. Fakt ist, dass jeder Mensch nur das eigene Leben lebt und nicht das erfahren kann, was gerade ein anderer erlebt, und das ist eine ziemlich deutliche Trennung. Das widerum führte dazu, dass Egoismus ein Evolutionsvorteil wurde, was widerum zu allem möglichen führte, unter anderem der organisierten Religion. Gott ist in meinen Augen nicht viel mehr als ein Gedankenkonstrukt, was von einigen - zugegeben recht schlauen Leuten - dazu benutzt wurde, sich bei den anderen durchschmarotzen zu können und auch noch Ansehen zu genießen.
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2.Es gibt nicht genug von dem, was Menschen brauchen, um glücklich zu sein.
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Auch das ist kein wirklicher Irrtum, aber auf eine subtilere Weise. Aufgrund des Egoismus, der sich aus dem Nicht-Irrtum Nummer 1 ergibt, bewerten Menschen ihr Glück nicht an dem, was sie haben, sondern an dem, was sie mehr als andere haben - auch das evolutionstechnisch vollkommen logisch. Wer mehr hat, kriegt mehr Frauen, kriegt mehr Kinder, streut seine Gene und Meme weiter; und so überleben genau die Gene und Meme, die ein raffgieriges und neidisches Verhalten begünstigen. Da nicht jeder unendlich viel mehr als jeder andere haben kann, gibt es effektiv nicht genug, um alle Menschen glücklich zu machen. Es mag genug geben, um alle am Leben zu erhalten, aber Glück ist da deutlich komplizierter. Du kannst natürlich sagen "Ja, dann sollen sich halt alle mit weniger zufrieden geben und glücklich sein", aber ich bezweifle, dass es wirklich möglich ist, Leute zu ihrem Glück zu zwingen.
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3.Um an das Zeug zu kommen, von dem nicht genug da ist, müssen die Menschen miteinander konkurieren.
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...auch das ist kein Irrtum, wie aus Punkt 2 evident hervorgehen dürfte.
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4.Manche Menschen sind besser als andere.
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Da es kein objektives gut und schlecht gibt, ist das allerdings ein Irrtum.
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5.Es ist den Menschen dienlich, gravierende, durch all die anderen Irrtümer bewirkte Meinungsverschiedenheiten dadurch zu bereinigen, dass sie einander umbringen.
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Oh, das ist eine Sache der Betrachtungsweise. "Den Menschen" als Gemeinschaft sicher nicht, aber die Leute, die die Kriege anzetteln und sich Hunderte von Kilometern vom Schlachtfeld gerade nen kühlen Champagner reinpfeifen, versprechen sich in aller Regel auch irgendeinen Vorteil davon (sofern sie nicht gerade geisteskrank sind) - und ziemlich oft bekommen sie diesen Vorteil auch; unter anderem, weil sich ihr Wohlstand im Vergleich zu den anderen verbessert. (siehe Punkt 2)
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Diese müsst ihr ändern, wenn ihr je euren Traum vom Leben in einer Welt des Friedens, der Harmonie und des Glücks verwirklichen wollt.
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...und zwar alle auf einmal und alle auf die selbe Weise. Klingt ein bisschen nach Gehirnwäsche, findest du nicht? Tolle Vorstellung - alle verhalten sich nächstenlieb und freundlich und Friede, Freude, Eierkuchen, aber so läuft der Hase nun mal nicht, da müsste schon eine Gendrift her. Zum anderen ist der Mensch, selbst wenn wir uns gerne anderes einbilden, im Grunde noch ein Tier und an seine Biologie gebunden. Und an der Stelle hängt Aggression sehr eng mit Antrieb und Willenskraft zusammen - vielleicht hast du ja mal von den Effekten einer Lobotomie gehört. Die Leute, denen sie das Aggressionszentrum aus dem Hirn geschnitten haben, haben nachher einfach gar nichts mehr gemacht. Nicht, weil sies nicht könnten, sondern weil sie keinen Antrieb dazu hatten. Ich will damit sagen, dass die Umgebung zwar einen großen Einfluss auf den Charakter eines Menschen hat, aber gewisse grundsätzliche Verhaltensmuster auch biologisch festgelegt sind. Menschen sind schließlich keine Vulkanier -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra |