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24.05.2004, 16:18 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Nur fürs Protokoll: Die VCL ist der widerlichste Verschnitt eines misslungenen Versuches, eine Klassenbibliothek von Delphi nach C++ zu portieren, den ich je gesehen habe. Wenn ich Delphi coden wollte, würde ich keinen C++-Compiler benutzen. Die VCL streitet sich in den Niederungen meiner Gunst mit den MFC um den letzten Platz.
Was Java angeht, das ist (insbesondere seit J2SE 1.5) eine ganz schöne Sprache. Sie hat ihre Unzulänglichkeiten (insbesondere kleinere Inkonsistenzen was überladene Operatoren z.B. bei java.lang.String und die throws-Direktive angeht), aber wenn es um Entwicklungszeit geht, ist Java eine meiner ersten Wahlen - insbesondere, weil die JFC einige sehr praktische Konzepte sinnvoll umsetzen - ich denke da zum Beispiel an Eventhandling, GUI-Layout und Threads/Monitoring, die in Java sehr intuitiv benutzbar sind.
@Bruder Leif: Eine Sache muss ich dann doch noch kommentieren - VJ++ war, genau so wie die Microsoft JVM - der Versuch, die Plattformunabhängigkeit von Java zu untergraben. VJ++ kam zu einer Zeit heraus, als der Bytecode noch einen wirklichen Unterschied machte, und zerstörte mit jeder Menge Spracherweiterungen und WinAPI-Bindings sowohl die Sourcecode- als auch die Bytecode-Kompatibilität zu anderen Plattformen, und die Microsoft JVM verlangte statt JAR-Archiven auf einmal CAB-Files. Ich bin zwar nach dem, was ich von C# gesehen habe, nicht wirklich überzeugt, dass es Java irgendetwas voraushätte, aber so unglaublich grausam ist die Sprache auch wieder nicht - jedenfalls ein Fortschritt gegenüber dem ganzen COM/OLE-Wust. Darum geht es aber auch nicht - meine Entscheidung gegen .NET ist eher politischer Natur. Ausgehend von Microsofts Geschäftspraktiken in der Vergangenheit vertraue ich dieser Firma nicht genug, um mich in kritischen Bereichen von ihrer Gunst abhängig zu machen - und wenn ich .NET benutzte, täte ich genau das, indem ich mich darauf verlasse, dass MS z.B. niemals auf die Idee kommt, eine Patentschlacht mit dem Mono-Projekt anzufangen. Im privaten Bereich mag das nicht so wild sein - irgendwo im Netz schwirrt auch noch der bnetd rum, das kümmert niemanden wirklich - aber gerade im geschäftlichen Umfeld kann sowas böse Folgen haben. Wenn ein Kunde von dir eine Applikation für beispielsweise Linux, Solaris und Windows verlangt, du entsprechende Verträge unterzeichnest, den Kram mit C#, .NET und Mono machst und Microsoft ein halbes Jahr später auf die Idee kommt, Mono kaputt zu klagen, stehst du ziemlich fies im Regen. Den Kunden interessiert dann nämlich nicht, warum der Kram auf einmal nicht mehr läuft, der wedelt dir mit einem Vertrag vor der Nase rum und verlangt eine Entschädigung für jeden Tag, den der Kram nicht läuft - und das ist ein Risiko, das ich nicht auf mich nehmen möchte. -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra Dieser Post wurde am 24.05.2004 um 16:34 Uhr von 0xdeadbeef editiert. |