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06.03.2011, 14:23 Uhr
ao
(Operator)
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Zitat von 0xdeadbeef: |
Für mein Verständnis – völlig gleichgültig, was Frau Schavan sagt – ist Raubkopie ein Kavaliersdelikt. Es handelt sich nicht um Diebstahl und schon gar nicht um Raub; die Vorstellung ist albern.
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Na ja, Diebstahl im Sinne von § 242 StGB kann man in Deutschland nur an gegenständlichen Sachen begehen, nicht an geistigem Eigentum, und zum Raub (§ 249) fehlt die Anwendung oder Androhung von Gewalt. Insofern hast du Recht, aber ich finde, das sind juristische Definitionen, um die es hier nicht geht.
Das Entscheidende an der "Raubkopie" (ich bleibe der Einfachheit halber mal bei dem Ausdruck) ist, ob dem geistigen Eigentümer ein materieller Schaden zugefügt wird. Als Softwareentwickler, der mit seiner Familie davon lebt, dass unsere Kunden ihre Lizenzen ordentlich bezahlen und nicht selber vervielfältigen, habe ich da eine relativ niedrige Toleranzschwelle.
Umgekehrt heißt das konsequenterweise, dass ich selber keine raubkopierte Software verwende (nein, selbst unser Microsoft-Office ist "Home and Student" und bezahlt), und dasselbe gilt für Filme auf DVD, Noten, Bücher und so weiter: Was nicht regulär (Stadtbücherei, Videothek, ...) ausgeliehen werden kann, das muss eben gekauft werden.
Was die Sourcen z.B. hier im Forum angeht: Was ich hier poste, hat eindeutig nicht die nötige "Erfindungshöhe", um überhaupt irgendwie schutzfähig zu sein. Von daher käme ich nicht auf die Idee, Erwähnung im Sourcecode zu erwarten.
Das Besondere am Fall Guttenberg ist aber was anderes, das Thema Raubkopie ist hier nur zweitrangig (*):
Erstens, er hat in einer wissenschaftlichen Arbeit massiv gegen die Regeln verstoßen und konnte dadurch zu Unrecht einen Titel führen und - jetzt kommts - sich berufliche Vorteile verschaffen. Ich unterstelle einfach mal, dass die "Promotion" Teil eines langfristig angelegten Plans war, der ins Kanzleramt führen sollte.
Zweitens, jetzt ist der Pfusch rausgekommen, und es war kein Trick zu schade und kein Argument zu platt, um sich ans Amt klammern zu können, das gilt für Guttenberg selbst, der der Opposition und den Medien die Schuld gibt, und für alle CDU-CSU-Führungsleute (mit wenigen Ausnahmen), die jetzt wettern, man hätte KTzG schnöde im Stich gelassen und das werde noch ein Nachspiel haben.
Das ist in meinen Augen viel schlimmer als das Abschreiben an sich, denn es zeigt eine katastrophale Auffassung von Gerechtigkeit. Schlimm genug, wenn "normale" Menschen so denken, aber bei Politikern finde ich es absolut untragbar. Die haben verdammt nochmal die Aufgabe, ihrem ganzen Volk zu dienen und nicht sich selbst oder ihrer Clique. Jedenfalls nicht nur.
(*) Aber vielleicht ist ja auch das ein Teil der Strategie: Wir leiten die Diskussion um auf einen Nebenschauplatz und hoffen, dass sie sich da totläuft ... Dieser Post wurde am 06.03.2011 um 14:40 Uhr von ao editiert. |