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24.09.2009, 22:54 Uhr
Hans
Library Walker (Operator)
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Zitat von 0xdeadbeef: |
Keine wirtschaftswissenschaftliche Schule hat sich je mit empirischer Beweisführung beschäftigt. Nicht Keynes, nicht Friedman, nicht Hayek.
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Naja zumindest von Hayek hab ich mal gelesen, das er sich in jüngeren Jahren sehr zum missfallen seines Doktorvaters sehr viel mit empirischer Forschung beschäftigt hat, um seine Thesen immer wieder anpassen zu können, und mögliche Angriffe auf die Theorie dann auch sachlich kontern zu können.
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Was Sozialwissenschaftler im Wirtschafts- und Finanzministerium zu suchen haben sollen, ist mir nicht sofort ersichtlich.
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Bist du im Studium nie auf Sowi-Studies gestossen, und hast Dich mal mit denen über ihre fachlichen Inhalte unterhalten? - Die müssen sich doch auch mit verschiedenen, sich oftmals wiedersprechenden Theorien herumschlagen, u.a. auch mit Wirtschaftswissenschaftlichen, und dann das für und wieder heraus filtern. Und die müssen sich mit Statistik herum schlagen, sowohl mit beschreibender (deskriptiver) als auch mit schliessender (induktiver) Statistik. Und weil sie als Sozialwissenschaftler dann auch Ahnung von Volkswirtschaft haben, aber auch einen anderen Blickwinkel darauf, halte ich es für eine Gute Idee, solche Leute mal als Finanz- und/oder Wirtschaftsminister zu haben. Und keine Juristen für EU-recht als Wirtschaftsminister, wie es zur Zeit der Fall ist.
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Und Markt im Labor: Das meinst du doch hoffentlich nicht ernst.
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Doch. Und zwar wurde in Chile unter Pinochet die staatliche Rentenversicherung abgeschaft, und durch eine Kapitalgedeckte ersetzt, um zu testen, ob sich dadurch die Gewinne der Versicherungskonzerne steigern lassen. Das hat funktioniert, die Bevölkerung und später der Staat ist dadurch zwar systematisch verarmt, aber das interessierte die Militärs an der Macht erst mal nicht.
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Nein, ich denke, unsere einzige Hoffnung, auf dem Gebiet überhaupt irgendwohin zu kommen, liegen auf dem Gebiet der Psychologie, und wahrscheinlich in weiter Ferne.
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Psychologie kann ein Hilfsmittel sein, und wird zur Zeit ja auch zur Meinungmanipulation misbraucht. - Aber ich denke, wenn man Wirtschaftstheorien mit Multiagenten-Simulationen mal durchrechnet, kommt man auch schon ein Stück weiter. - Man muss ja nicht alle Grossrechner der Top-500 Liste für Atombombensimulationen benutzen.
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Und aufgrund der schieren Menge an Menschen im System ist davon auszugehen, dass es sich um ein chaotisches (im mathematischen Sinne) System handelt. Meine Erwartungen an die Voraussagbarkeit hier gehen eher in Richtung Wetterbericht als Astronomie.
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Das kann gut sein, das hier und da auch mal was ins (mathematische) Chaos abdriftet, aber dennoch gibt es Muster, die sich wiederholen. Und wenn man diese Muster kennt, und die Parameter, die sie beeinflussen, ist man schon ein Stück weiter. Und wenn man dann immer noch auf der Stelle tritt, sollte man sich fragen, ob man nicht irgendwas grundsätzlich Falsch macht, und was das sein könnte. An dieser Stelle würde ich jetzt mit Spiritualität antworten, aber das hatten wir ja schon. Ich denke, da sind wir uns Einig, das wir da verschiedene Ansichten haben.
Hans -- Man muss nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht. Zum Beispiel hier: Nachdenkseiten oder Infoportal Globalisierung. |