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04.02.2009, 15:18 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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"Sachlich weiter" ist ne gute Idee.
Die Bewertung von Religion im Allgemeinen ist natürlich etwas schwierig. Ich kenne nicht alle Katholiken (oder Protestanten oder Muslime oder Buddhisten oder Hinduisten oder Shintoisten oder...hmm...sonstige), dementsprechend bin ich, wenn ich über Religion im Allgemeinen rede, an Verallgemeinerungen gebunden. Dass diese im Einzelfall nicht immer zutreffen, ist eine logische Konsequenz.
Nichtsdestoweniger lassen sich aber, denke ich, gewisse Tendenzen feststellen. Ich erwähnte vorher, dass zur Religion eine gewisse Leichtgläubigkeit gehört - blinder Glaube ist in der Religion ja nicht nur häufig eine Tugend, sondern ganz allgemein der Kern der Sache. Gleichwohl ist mir bekannt, dass es zum Beispiel Sekten des Buddhismus gibt, die den ganzen transzendentalen Unfug (Wiedergeburt etc.) ablehnen und Buddhismus mehr als Philosophie betreiben. Jetzt kann man sich darüber streiten, ob das noch Religion ist, ich nehme es aber mal als Sinnbild für die Vielschichtigkeit der Problematik. Wir reden hier von sehr großen Menschenmengen, die sehr verschiedene Persönlichkeiten umfassen - allgemeine Aussagen können nur begrenzte Gültigkeit haben. Ich bitte, das im Hinterkopf zu behalten, sonst klingt nachher alles, was ich schreibe, sehr viel anmaßender, als es gemeint ist.
Wir kommen hier immer weiter vom Papst ab, aber mir soll's recht sein - zur Leichtgläubigkeit:
Was ich hier meine, ist, dass Religion von den Gläubigen erwartet, gewisse Dinge, die eigentlich völlig absurd sind (und die beim Blick auf andere Religionen auch sofort als absurd erkannt werden), in bestimmten Fällen zu glauben, ohne dass sie belegt worden wären. Den sprechenden Esel (weniger bekannt als die sprechende Schlange) und die Wasser-zu-Wein-Nummer habe ich schon erwähnt, das Überleben im Walbauch, Auferstehung von den Toten, all dies sind Dinge, die jedem, dem als Kind Grimm's Märchen vorgelesen wurden, als Stilmittel in Fabeln erkennen muss - sofern sie nicht als heilige Offenbarung gekennzeichnet sind. Es ist oft wohl eine anerzogene, selektive Leichtgläubigkeit, nichtsdestoweniger aber Leichtgläubigkeit.
Mir ist bewusst, dass sie in verschiedenen Graden vorliegt. Bei den weniger bedeutenden und, wenn wörtlich genommen, peinlicheren Wundergeschichten ist oft die Bereitschaft vorhanden, es als Gleichnis abzutun. Die Schöpfungsgeschichte ist hier das Paradebeispiel - sie ist modernem Wissen nur als weit ausholende Parabel vereinbar. Es ist ja auch besser, sprechende Esel als Metapher zu verstehen, als tatsächlich an solche zu glauben; mir scheint es jedenfalls von einem deutlich gesünderen Geist zu zeugen. Wenn es aber denn ans Eingemachte geht, schwindet diese Bereitschaft - obwohl wir wissen, dass Tote tot bleiben, sind wohl nur wenige Christen bereit, die Wiederauferstehung Jesu als Metapher zu verstehen. Fehlt hier das direkte Eingreifen Gottes, so fällt das gesamte christliche Konstrukt von der Vergebung der Erbsünde (das durch die Aufgabe der Schöpfungsgeschichte eh schon stark angeschlagen ist - welche Erbsünde?) in sich zusammen.
Und hier offenbart sich der gefährliche Einfluss der Religion: Die tröstliche Geschichte, die ja manchen durchaus als Stütze dienen mag, ist am Ende wichtiger als der Blick auf die Realität. -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra |