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14.03.2011, 21:02 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Zum Einkauf von Atomenergie: Das Problem muss eigentlich (mindestens) auf europäischer Ebene gelöst werden. Solange das nicht geschieht, sehe ich aber auch nicht, warum man Atomenergie aus dem Ausland kaufen muss - man könnte sich beispielsweise an Finnland wenden, da kommt der Strom zum allergrößten Teil aus Wasserkraftwerken. Außerdem hätte der Einkauf selbst von Atomenergie aus dem Ausland mindestens den Vorteil, dass man sich nachher nicht mehr auf Steuerzahlerkosten um die "Zwischenlagerung" des Mülls kümmern müsste. Atomenergie ist verdammt teuer, wenn man sie selbst herstellt.
Zu E10: Die Direktive dazu kam aus Europa. Da hätte man das sicher sinnvoller gestalten können - unstrittig ist aber, dass wir auf relativ kurz vom Öl wegmüssen. Es wäre für mein Verständnis sinnvoller gewesen, den Verkauf neuer Benzin- und Dieselautos zu verbieten und Tankstellen zum Verkauf von E100 zu verpflichten. Wenn man vor 20 Jahren mit Klimaschutz angefangen hätte, bliebe für seichte Übergänge a la E10 wohl Zeit, aber die haben wir inzwischen verschlafen.
Erdbebensicherung: Fukushima I ist ein sehr altes Kraftwerk, gebaut in den späten 60ern des letzten Jahrhunderts. An komplexe technische Systeme später neue Sicherungsmechanismen ranzukleistern, ist immer schwierig. Die gleiche Situation besteht natürlich auch bei deutschen Kraftwerken - Biblis A ist ähnlich alt wie Fukushima I, dazu kommen ganze 14 aus den 70ern, die restlichen drei aus den Achtzigern, und im Zweifel ist die Technik, auf denen sie basieren, immer noch ein Stück älter. Es ist für mich unvorstellbar, dass dort aus heutiger Sicht keine Mängel bestehen. Übrigens stehen einige dieser Kraftwerke - darunter Biblis A, also das älteste noch laufende - in Erdbebengebieten.
Das Problematische mit Atomkraft - naja, das Problematischste; es gibt ja auch noch das Abfallproblem - ist, dass bei einem Atomkraftwerk nichts schiefgehen darf. Wenn ein Kohlekraftwerk in die Luft geht, ist das eine beherrschbare Situation, explodiert dagegen ein Atomkraftwerk, sind ganze Landstriche verwüstet und ganze Kontinente vergiftet. Ihr seid Techniker - ihr wisst, dass es unmöglich ist, ein absolut sicheres System zu bauen. Letztlich ist es auch in Deutschland nur eine Frage der Zeit.
Erneuerbare Energien: Ironischerweise ist ein Haupthindernis für den Ausbau erneuerbarer Energien nicht der Bau entsprechender Kraftwerke, sondern der Netzausbau, der benötigt würde, um den Strom von den Windkraftwerken im Norden in die bevölkerungsreichen Gebiete im Süden zu bekommen. Wenn irgendwo eine neue Hochspannungsleitung gelegt werden soll, gehen die Menschen aus Angst vor Elektrosmog oder weil es die Landschaft verschandelt dagegen auf die Straße. Im Englischen sagt man dazu Nimby, und es findet sich niemand, der seinen metaphorischen Garten zur Verfügung stellen will. -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra Dieser Post wurde am 14.03.2011 um 21:05 Uhr von 0xdeadbeef editiert. |