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29.03.2007, 01:50 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Moin,
Im Moment macht ja grad der Steinmeier die große Runde in der Presse, bezüglich der Fälle Kurnaz, al-Masri, und in kleinerem Maße Zammar und Khafagy. Schien mir wichtig genug, auch mal Senf dazu abzulassen.
Ich zitiere die taz normalerweise ähnlich ungern wie die FAZ, weil beide doch etwas an Neutralität zu wünschen übrig lassen (wenn auch in jeweils entgegengesetzter Richtung), aber diesmal ist ein Kommentar enthalten, der mir doch zu lesenswert erschien, um ihn unter den Teppich zu kehren. Lest mal
www.taz.de/pt/2007/03/29/a0125.1/text
Artikel gelesen? Gut.
Im Grunde spricht mit der Kommentar dermaßen aus der Seele, dass ich nicht mehr viel hinzuzufügen habe. Es ist eine Schande, nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte sogenannte freiheitlich-demokratische westliche Welt, wie da aufgrund von Eigenschaften wie Herkunft oder Religion, die wir aus gutem Grund aus der rechtlichen Betrachtung herausgenommen haben (Ich erinnere da an den Mann mit dem Schnurrbart) mit Menschen umgesprungen wird. Es ist auch schade, dass ich das Wort "Menschen" in diesem Zusammenhang überhaupt hervorheben muss, denn scheinbar ist den beteiligten Personen nicht bewusst, dass es sich bei den Opfern um fühlende, denkende Menschen handelt. Nicht mal Tiere können legalerweise so behandelt werden.
Wofür, oder vielmehr, haben wir denn überhaupt noch einen Rechtsstaat, wenn man sich mit "Behaltet den mal, dann müssen wir uns nicht drum kümmern" aus der Affäre zieht? Wenn die Verantwortlichen tatsächlich der Meinung gewesen sind/wären, Kurnaz sei ein Terrorist, warum holte man ihn dann nicht zurück und leitete ein rechtsstaatliches Untersuchungsverfahren ein? Sind bestimmte Verdächtige nicht mehr unschuldig, bis eine Schuld bewiesen wurde? Haben bestimmte Verdächtige kein Recht auf körperliche Unversehrtheit, oder rechtliche Vertretung mehr?
Warum steht Steinmeier vor einem Untersuchungsausschuss, und nicht vor Gericht?
Ich bekenne mich zu keiner Religion, ich bin gebürtiger Deutscher (was eigentlich keinen Unterschied machen sollte), und ich halte Terrorismus für widerwärtig. Aber wenn ich so etwas beobachte, kann ich sehr gut verstehen, warum manche Menschen sich radikalisieren lassen. Und ich muss mich ernsthaft fragen, inwieweit Artikel 20 des Grundgesetzes, insbesondere Absatz 4, inzwischen Relevanz hat.
Ich habe gar nicht so viel Galle, wie mir hochkommen will. -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra |