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21.07.2003, 14:56 Uhr
0xdeadbeef
Gott (Operator)
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Ich spiel Gitarre, aber dass ich mich damit auskenne, verdanke ich eher meinem Vater. Der spielt Orgel, Klavier, Cembalo und so ziemlich alles, was Tasten hat, und hat ziemlich viel Ahnung von Musiktheorie. Was die Kirnberger Stimmung angeht - Heutzutage stimmt man die Instrumente meistens gleichmäßig, also so, wie wirs in der Funktion auch gemacht haben.
Das kommt natürlich nicht genau hin, zum Beispiel hat eine Quinte, die idealerweise 660 Hz haben sollte, in der gleichmäßigen Stimmung nur ungefähr 659.25 Hz. Das heißt, in der gleichmäßigen Stimmung ist bei allen Tönen ein bisschen geschummelt. Früher hat man mehr Wert auf die Töne gelegt, die man häufig spielte - der Tritonus war mehr oder weniger egal, den durfte man sowieso nicht spielen (Teufelsintervall ), die Quinte und die Quarte mussten dafür ganz rein sein. Das musste man dann natürlich an anderen Stellen ausgleichen, und da gibt es Tausende von Möglichkeiten. Mein Lieblingsbeispiel ist die Stimmung, an deren Namen ich mich grad nicht erinnern kann , in der die Töne absolut rein durchgezogen wurden. Bei jeder Oktave fehlt ein kleines Stück, und ganz oben gibt es dann eine Terz, die ums Verrecken nicht hinhaut, weil sie fast so groß ist wie eine Quarte. Zu den wichtigsten überlieferten Stimmungen Zählen Kirnberger und Werckmeister (die werden sogar ab und zu nochmal gespielt). Das schöne daran ist, dass es endlich einen Unterschied macht, welche Tonart man nimmt. Es-Dur klingt in Kirnberger Stimmung richtig schaurig... -- Einfachheit ist Voraussetzung für Zuverlässigkeit. -- Edsger Wybe Dijkstra |